Stadtspaziergang
Der Spaziergang durch Luckenwaldes Baukultur der Moderne beginnt bei der Hutfabrik Steinberg, Herrmann und Co. 1 . Das 1922/23 vom berühmten
Architekten Erich Mendelssohn erbaute Monument der modernen Industriebaukultur ist von internationaler Bedeutung. Der Baukomplex ist von
einer konsequenten Funktionalität: Kesselund Maschinenhaus, die vierschiffige Produktionshalle mit Oberlichtern und das Färbereigebäude
sind streng symmetrisch gegliedert. Der charakteristische Dachaufsatz zur Entlüftung in Form eines Hutes ist ein Markenzeichen der Stadt.
Die nächste Station Ihrer Tour ist die zwischen der Rudolf-Breitscheid-Straße und Jüterboger Tor verlaufende Siedlung „Auf dem Sande“ 2 .
Von 1919 bis 1930 entstehen nach den Plänen von Josef Bischof und Willi Ludewig 225 Wohnungen für die Arbeiterfamilien des benachbarten
Industriegebiets. Das Projekt der Baugenossenschaften orientiert sich ursprünglich am Konzept der Gartenstadt und wird mit der Zeit
um Mehrgeschosser ergänzt.
Folgen Sie anschließend der Rudolf-Breitscheid-Straße bis in die Altstadt und biegen Sie rechts in die Theaterstraße ab. Nach wenigen Schritten
erreichen Sie das von Paul Backes, Rudolf Benecke und Hans Graf erbaute Stadttheater mit Doppelvolksschule 3 .
Der 1930 eröffnete Bau besticht durch kubische Gliederung, sparsamen Bauschmuck, lebhafte Farbigkeit und expressionistische Details. Eine
bronzene Bodentafel erzählt die Geschichte des Denkmalensembles. Auf dem Vorplatz finden Sie an der charakteristischen Hutnadel eine Tafel mit
dem Plan und die Stelengruppe „Merkzeichen Architekten“.
Gehen Sie weiter geradeaus bis zum Ende der Theaterstraße und überqueren Sie die Hauptstraße. Sie befinden sich jetzt vor der Volksheimsiedlung 4 ,
errichtet von Willi Ludewig. Die zwischen 1928 und 1932 entstandenen mehrgeschossigen Wohnblocks umschließen in zwei parallelen Zeilen einen
zentralen Platz mit Heizhaus, Waschküche und Spielplatz im Grünen. Die Wohnungen bieten mit Zentralheizungen, Warmwasser, Doppelkastenfenstern
und Einbauküchen Komfort.
Weiter nördlich gelangen Sie in die von Erich Mendelsohn erbaute Siedlung Upstallweg/Gottower Straße 5 .
Für den befreundeten Hutfabrikanten Gustav Herrmann und dessen Bauverein entwirft er eine Siedlung um einen zentralen Platz nach Vorbild der
englischen Gartenstädte, wovon vier Reihen- und sechs Doppelhäuser in auffällig starken Farben realisiert werden.
Abschließend gehen Sie den Kirchhofweg entlang bis zur Salzufler Allee, biegen in diese rechts ab und folgen dem Straßenverlauf bis zum Waldfriedhof 6
am nordwestlichen Rand der Stadt. 1922 schafft hier Mendelsohns Assistent Richard Neutra eine moderne Ruhestätte mit bildlicher Formensprache:
Das Wegesystem orientiert sich an den Umrissen des im alten Ägypten als Symbol der Wiedergeburt verehrten Skarabäuskäfers. Vor der Kapelle
steht ein Wasserbecken für den Fluss Styx als Grenze zur Unterwelt, über den eine Brücke führt.