Stadtspaziergang
Die Tour beginnt mit dem „Volkswohnungsbau Bahnhofstraße“ 1 , einer Wohnanlage mit Vorgärten und rückwärtigen Hofbereichen. Sie entsteht
zwischen 1951/1956 und ist ein wichtiges Dokument der spezifischen Entwicklung der Architektur und des Städtebaus in den ersten Jahren der
DDR. Das Neubauprojekt des Architekten Hermann Henselmann soll Vorreiterfunktion für die geplante Neugestaltung Frankfurts besitzen und wendet
Leitsätze des modernen Bauens an.
Biegen Sie nun rechts in die Heilbronner Straße ab. Nach wenigen Metern erreichen Sie das „Lichtspieltheater der Jugend“ 2 . Der 1955 eröffnete
Bau zeichnet sich durch seine großzügige Vorplatzgestaltung und Raumdisposition aus. Durch seine freistehende, prominente Lage und die große
Freitreppe gehört das Theater zu den bedeutendsten Bauten der 50er Jahre in Frankfurt und ist ein wesentlicher Bestandteil des Wiederaufbaus
der kriegszerstörten Stadt.
Durch den Lennépark gelangen Sie über die Promenadengasse in die Magistrale 3 . Der heute denkmalgeschützte Straßenzug, realisiert 1958- 1963,
bildete den programmatischen Mittelpunkt des Wiederaufbaus der Innenstadt und ist charakterisiert durch die aufgelockerte Einzelstellung der
Bauten und den Wechsel von Wohnhäusern mit Ladenzone und reinen Verkaufspavillons. Mit der Neubebauung der Karl-Marx-Straße wird der radikale
Schnitt zur historischen Grundriss- und Parzellenstruktur vollzogen und somit ein sozialistisches Städtebauprogramm der als bourgeois qualifizierten
Stadtgeschichte entgegengesetzt. Die Wohnhäuser stellen einen wesentlichen Schritt zu dem eine Dekade später einsetzenden Wohnungsbau mit industriell
vorgefertigten Betonplattenmodulen dar.
Über die Kleine Oderstraße und Große Scharrnstraße gelangen Sie anschließend zum Rathaus. Das ab 1253 in norddeutscher Backsteingotik errichtete und ab
1607 im Stil der Renaissance erweiterte historische Rathaus zählt zu den ältesten und größten Rathäusern in Deutschland. In den Räumen des mittelalterlichen
Rathauses befindet sich das Museum für junge Kunst 4 mit einer der bedeutendsten Sammlungen von Kunst aus dem Osten Deutschlands.
Laufen Sie nun in Richtung Oder bis zum Kleist-Museum 5 . Das 1969 in der ehemaligen Garnisonsschule eingerichtete Museum widmet sich dem Leben und Werk
des 1777 in Frankfurt geborenen Dichters Heinrich von Kleist. Mit dem niedrigen Sockel und den über zwei Geschosse reichenden Marmorvorlagen ist das 1778
von Friedrich Martin Knoblauch fertig gestellte Gebäude stilistisch der letzten Periode des Spätbarock zuzuordnen.
Letzte Station ist das an der Ecke Bachgasse/Große Scharrnstraße gelegene ehemalige Amtsgericht 6 aus dem Jahre 1931, heute durch die Staatsanwaltschaft
genutzt. Bei dem platzbeherrschenden Gebäude handelt es sich um einen der wichtigsten Bauten der klassischen Moderne in Brandenburg. Durch die ausgreifende
Eckrundung mit dem eingezogenen Eingang besitzt das Gebäude zusammen mit der kompromisslosen Rasterfassade eine eigene Dynamik.