Jüterbog
    Eine Revolution mit wenig Blutvergießen
    Erster Weltkrieges - Weimarer Republik
    Jüterbog und die friedliche Revolution
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Vom Ende des Ersten Weltkrieges zur Weimarer Republik

Im Jahr 1918 ist die Bevölkerung des Deutschen Reiches kriegsmüde. Von der Zuversicht und Euphorie zu Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 ist nichts mehr geblieben. Aussichtslose Grabenkämpfe an den Fronten, Millionen von Todesopfern und die sich immer weiter zuspitzende Versorgungslage in der Heimat haben die Menschen zermürbt.

Als die Oberbefehlshaber der deutschen Marine im November ihre Matrosen in eine letzte sinnlose Schlacht schicken wollen, kommt es zur Meuterei. Von Kiel und Wilhelmshaven ausgehend, verweigern die Soldaten im Felde der Heeresleitung die Gefolgschaft. Am 11. November 1918 schließt das Deutsche Reich einen Waffenstillstand mit den Kriegsgegnern Großbritannien, Frankreich und USA. Einen Tag zuvor hat Kaiser Wilhelm II. abgedankt, das Deutsche Reich ist nun eine Republik.

In ganz Deutschland bilden sich daraufhin Arbeiter- und Soldatenräte. Am 15. November 1918 tritt der Jüterboger Zentralausschuss der vereinigten Arbeiter- und Soldatenräte erstmals zusammen. In seiner Satzung wird ausdrücklich die Absicht betont, Vertreter der Zivilbevölkerung in die Arbeit des Ausschusses einzubeziehen. Die Bewahrung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung sowie die Umsetzung von Anordnungen der neuen SPD-geführten Regierung sind die festgelegten Ziele des Rates. Nach dem Willen des Rates sollen alle bisherigen Behörden und Verwaltungsstellen bestehen bleiben, müssen jedoch fortan ihre Arbeitsbefugnisse mit dem Zentralausschuss koordinieren.

Am 22. November fordert der Arbeiter- und Soldatenrat die Umstellung der Betriebe auf Friedensproduktion. Je länger der gerade beendete Weltkrieg gedauert hatte, desto einseitiger war die gesamte Industrie auf die Bedürfnisse des Militärs ausgerichtet. Der Rat ermahnt die Fabrikanten und Betriebsräte, Entlassungen zu vermeiden und die Interessen der Arbeiter zu wahren. In der Folgezeit setzen sich in Jüterbog jedoch mehr und mehr reaktionäre Interessen durch. Wie im übrigen Deutschland wollen die Eliten des untergegangenen Kaiserreiches den radikalen Umsturz aller gesellschaftlichen Verhältnisse nicht hinnehmen. Im Dezember 1918 zieht sich der Arbeiter- und Soldatenrat aus den Verwaltungsangelegenheiten der Zivilbehörden zurück und löst sich im Frühjahr 1919 auf.

Im Versailler Friedensvertrag von 1919 verpflichtet sich das Deutsche Reich zu einer weitreichenden Beschränkung seiner Streitkräfte. Diese Einschränkungen führen zur Gründung von paramilitärischen Einheiten, sogenannten Freikorps, die sich aus ehemaligen Soldaten zusammensetzen. Jüterbog eignet sich durch die Nähe zu Berlin und eine gute militärische Infrastruktur hervorragend für die Aufstellung, Ausbildung und Konzentration solcher Streitkräfte. Zudem gibt es in der Stadt kaum organisierte, revolutionäre Arbeiter. Eine Bevölkerungsmehrheit ist nicht zuletzt aus materiellen Gründen der Garnison wohlgesinnt.

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