Cottbus
    Stürmische Zeiten – das Jahr 1848 in Cottbus
    Arbeiter und Soldaten kontrollieren die Stadt
    Aufbruch und Neuanfang
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Stürmische Zeiten – das Jahr 1848 in Cottbus

Der bedeutendste Wirtschaftszweig im Cottbus des Jahres 1848, die Textilherstellung, befindet sich zu jener Zeit im Umbruch. Unaufhaltsam verdrängen dampfbetriebene Maschinen die Handwebstühle der Handwerker. Wer keine schlechtbezahlte Anstellung in einer der großen Fertigungsstätten findet, versinkt in Arbeitslosigkeit und Elend. Im Winter 1847/48 verschlechtert sich nach dem allgemeinen Krisenjahr 1847 die Wirtschaftslage in Cottbus dramatisch. Nach Massenentlassungen und drastischen Lohnsenkungen in den Textilfabriken wächst der Unmut der Menschen.

Die wirtschaftliche Not mischt sich mit einer schon länger schwelenden Unzufriedenheit über die politischen Zustände im Land. In Preußen wie in anderen deutschen Königreichen und Fürstentümern wird die Äußerung freiheitlicher und demokratischer Gedanken unterdrückt. Die Presse unterliegt einer strengen Zensur, es gelten weitgehende Verbote für Vereine und öffentliche Zusammenkünfte.

Am 18. April 1848 versammeln sich dennoch hungernde Arbeiter und demokratisch gesinnte Bürger vor dem Rathaus der Stadt. Gemeinsam protestieren sie gegen die unfähige Stadtverwaltung, hohe Steuern, hohe Lebensmittelpreise und niedrige Löhne. Die herbeigerufene Bürgerwehr, die hauptsächlich aus den Mitgliedern der örtlichen Schützengilde besteht, muss nach einem kurzen Handgemenge vor der wütenden Masse kapitulieren. Angestachelt von aufrührerischen Reden reißen die Aufständischen die Pflastersteine des Marktplatzes heraus und zerstören die Fenster des Rathauses. Den zeitgenössischen Berichten zufolge erstürmt die Menge das Ratsgefängnis und befreit alle Insassen. Auch der Ratskeller fällt der Zerstörungswut zum Opfer. Danach zieht das aufgebrachte Volk unter revolutionären Gesängen durch die Stadt und plündert hauptsächlich jene Geschäfte und Häuser, deren Inhaber Mitglieder der Schützengilde sind. In den Gasthäusern fordern die Aufständischen kostenloses Bier und Schnaps.

Noch in derselben Nacht schickt der Bürgermeister einen Boten ins nahegelegene Lübben. Auf seinen Hilferuf hin rücken am folgenden Tag Soldaten in die Stadt ein und beenden das chaotische Treiben. Die Armee stellt die Ordnung wieder her, dennoch bleibt es auch in der Folgezeit unruhig.

Aufgeschreckt von den Ereignissen beschließen vermögende Cottbuser Bürger die Gründung eines Wohltätigkeitsvereins. In Zusammenarbeit mit den Stadtverordneten und dem Magistrat wollen sie mit Spenden der wachsenden Armut entgegenwirken und so weitere Unruhen verhindern.

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