Die Neuruppiner Wallanlagen laden zur Geschichtsstunde

Das Themenjahr 2004 des Kulturlandes Brandenburg steht unter dem Motto „Landschaft und Gärten“. Im Museum der Fontanestadt Neuruppin ist dazu eine Sonderausstellung zu sehen, die die Entwicklung und die sich ändernde Nutzung der Stadtmauern, Wälle und Gräben vom Mittelalter bis in die Gegenwart zeigt: von den baum- und strauchlosen Verteidigungsanlagen
zum heutigen grünen Gürtel der Innenstädte. Eine Präsentation archäologischer Funde aus den Bereichen der Stadtbefestigungen wird die Attraktivität der Schau noch erhöhen. Im Bereich der Wallanlagen befinden sich Tafeln mit Informationen über die ehemaligen Verteidigungsanlagen in Altlandsberg, Luckau, Treuenbrietzen und Wittstock, die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen” sind. Diese vier Städte zeigen 2004 auch eigene Ausstellungen zum Thema.  


Der Stadtspaziergang beginnt am Bahnhof Rheinsberger Tor. Über den Parkplatz gelangen Sie schnell zu den Wallanlagen. Die heute noch existenten Wälle mit der teilweise erhaltenen Stadtmauer gehören zu den Befestigungsanlagen aus dem Mittelalter. Anfang des 13. Jahrhunderts schützte die Stadt ein dreifacher Wall mit Gräben und hölzernen Palisaden vor Angreifern. Im Jahre 1291 wurde bereits ein steinernes Tor erwähnt. Die nachfolgende Ersetzung der ehemaligen Palisadenbefestigung durch Steinmauern begann an diesen Stadttoren und fand ihre Vollendung im 14. Jahrhundert in einer geschlossenen Ringmauer um die Stadt. Die Stadtmauer wurde durch drei befestigte Stadttore unterbrochen, die nicht mehr existieren. Die Mauer besaß 38 Wieckhäuser und drei hohe runde Türme. Der sogenannte Klappgraben, der durch Neuruppin fließt, füllte im Angriffsfalle die Wallgräben und verbesserte dadurch die Schutzwirkung.
Nachdem die Wallanlagen durch die Entwicklung neuer Waffen ihre Schutzfunktion verloren hatten, wuchsen dort Sträucher und Bäume. Im 18. Jahrhundert gestattete der Neuruppiner Magistrat den Holzeinschlag auf den Wällen und die Einebnung der nordöstlichen Wälle zur Anlegung von Bürgergärten. Erst durch das Eingreifen von Kronprinz Friedrich (der spätere Friedrich der Große), der von 1732 bis 1740 als Regimentschef in Neuruppin wirkte (ab 1736 von Rheinsberg aus), wurden diese Maßnahmen um 1732 unterbunden und die noch existierenden Wallanlagen mit dem alten Baumbestand erhalten.
Der Spaziergang auf den Wallanlagen führt direkt zum Tempelgarten. Hier befindet sich auch das „Denkmal des Monats“ April 2004, das die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ allmonatlich auslobt: eine Bastion der Stadtmauer, die 2003/2004 saniert wurde.
Den Park hatte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (Berliner Staatsoper, Potsdam Sanssouci) für den Kronprinzen Friedrich in der Zeit von 1732 bis 1736 als Amaltheagarten angelegt. Der Kronprinz nutzte ihn zum Musizieren, für Gespräche im Freundeskreis, zum Studieren und für den Anbau von Obst und Gemüse. Im Jahre 1735 errichtete Knobelsdorff
auf einer Anhöhe sein erstes Bauwerk, einen offenen Rundtempel. Die Säulen wurden später durch Mauerwerk verbunden.
1853 erwarb die Kaufmannsfamilie Gentz die Fläche mit dem Tempel. Sie kaufte umliegende Ländereien hinzu und schuf mit Unterstützung des Architekten von Diebitsch eine Gartenanlage mit Umfassungsmauer, Toren und Gartenhäusern im maurischen Stil. In Dresden erworbene Barockfiguren ergänzen den kleinen Park.
Als 1881 das Gentzsche Unternehmen in Konkurs ging, erwarb der Landkreis den Garten. Seit 1995 befindet sich der Tempelgarten in städtischem Besitz. Stadt und Tempelgartenverein erhalten gemeinsam die Erinnerungsstätte an die Neuruppiner Zeit Friedrich des Großen und an die Familie Gentz. Doch zurück zur Geschichte der Wallanlagen.
Nach einem verheerenden Stadtbrand im Jahre 1787 ließ der Magistrat Neuruppin beim Wiederaufbau im Süden um ein Drittel erweitern. Dabei wurde die alte Stadtmauer durch den Bau einer Akzisemauer, die um den neuen Stadtteil herumführte, verlängert. Der Grund: Die Stadtmauer hatte inzwischen eine neue Funktion erhalten. Sie verhinderte die unkontrollierte Ein- und Ausfuhr von Waren und sicherte dadurch die Zahlung von Abgaben bei der Einfuhr von Produkten.
Das einsetzende bürgerliche Verschönerungsbestreben des 19. Jahrhunderts führte zu einer Umgestaltung der Wallanlagen zu Parks. Der Königliche Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné empfahl, die Flächen neben der Akzisemauer mit Bäumen bis zum Seeufer zu bepflanzen. Dort, wo diese Grünanlage die Ausfallstraße am ehemaligen Königstor kreuzt, befindet sich das 1907 von Professor Max Wiese geschaffene Denkmal Theodor Fontanes.
Unweit des Sees stoßen wir wieder auf Teile der Stadtmauer, ihr nach Norden folgend, gelangen wir zum Bollwerk. Schon im Mittelalter gab es in Neuruppin einen
ständigen Frachtverkehr zu Wasser. Die Schiffe wurden im flachen Wasser entladen. Im Jahre 1835 – zehn Jahre nach einem Magistratsbeschluss von 1825 – begannen die Arbeiten an der Befestigung des Seeufers. Ein unter der Führung von Oberst von Wulffen, Regimentskommandeur des 4. Brandenburgischen Infanterie-Regiments No. 24, gebildeter Verschönerungsverein nahm sich
dieser Sache an. Bürger Neuruppins und Soldaten des Regimentes befestigten den Uferbereich an der Klosterkirche. Sie pflanzten Bäume und Sträucher. Aus Bohlen entstand ein hölzernes Bollwerk zum Anlegen der Schiffe. Die Öffnung der Stadtmauer ermöglichte den Zugang zum See. Heute ist die 1997/98 neu gestaltete Uferpromenade mit dem Niemöllerplatz eine moderne Grünanlage, die mit Resten der Stadtmauer, der alten Wichmannlinde, einem Rondell mit Ausblick auf den Ruppiner See, Anlegestellen der Fahrgastschifffahrt, der surrealistischen Edelstahlskulptur PARZIVAL AM SEE einen eigenen Reiz ausstrahlt. Hier findet am ersten Wochenende im Mai das Mai- und Hafenfest statt. Ein weiterer Spaziergang, der vor allem ein erholsames Erlebnis ist, aber nicht unbedingt am selben Tag erfolgen sollte, ist der Besuch des Stadtparkes. Ihn legte der Verschönerungsverein in der gleichen Zeit wie das Bollwerk zwischen Neuruppin und Alt Ruppin an.
 
 


Bahnhof Rheinsberger Tor

Wallanlagen

Tempelgarten

Denkmal Theodor Fontane

Bollwerk

Parzival am See

 


Außenausstellung AG
"Städte mit historischen Stadtkernen", Innenausstellung im Museeum

   
Veranstaltungen 2004 in der Fontanestadt Neuruppin
     
  – 03.04.
Musikmeile

Innenstadt
  – 30.04.-02.05.
Mai- und Hafenfest

Bollwerk
  – 06.06.
Tierparkfest

Tierpark Kunsterspring
  – 11.-20.06.
Neuruppiner Kultursommer

Innenstadt
  – 18.-20.06.
Antik- und Trödelmarkt / Dixietage

Innenstadt, Schulplatz
  – 11.07.
„Open Air“ Konzert eines lettischen Chores

Tempelgarten
  – 07.08.
Korsofahrt

Alt Ruppin
– 19.-21.08.
Weinfest

Innenstadt, Schulplatz
- 27.-28.08.
WasserFeuerShow

Bollwerk
- 04.09.
Kammermusikabend

Siechenhauskapelle
- 02.-03.10.
Marktschreiertage / Herbstmarkt

Innenstadt
- 05.-14.11.
Martinimarkt

Innenstadt
- 09.-12.12.
Weihnachtsmarkt

Innenstadt
Das ausführliche Veranstaltungsprogramm von der Fontanestadt Neuruppin
finden Sie auf der Internetseite der Stadt.