Eine grüne Insel – Die Kleiststadt Frankfurt (Oder) nahm es wörtlich

Die 750-jährige Grenzstadt an der Oder wirbt mit dem Dichter Heinrich von Kleist, dessen Stück „Der zerbrochene Krug“ auch heute zum Repertoire vieler Bühnen gehört, der Qualität
ihres Musiklebens oder auch mit der neuen, alten Universität, der „Viadrina“, an der auch Thomas Müntzer, legendäre Gestalt des Bauernkrieges, vor fünfhundert Jahren studiert hatte. Doch ein Spaziergang entlang des innerstädtischen Grüngürtels erweist sich als ein touristischer Leckerbissen der besonderen Art. Es ist ein Rundgang von etwa 4 Kilometern Länge, der sich durch Abstecher in das historische und moderne Zentrum erweitern lässt und etwa zwei Stunden dauert.  


Wir beginnen den Rundgang an den Lennépassagen.
Seinen heutigen Namen erhielt der Lennépark nach Peter Joseph Lenné (1789 – 1866), der in Brandenburg- Preußen als königlicher Gartenbaumeister tätig war. Die Frankfurter Stadtverwaltung beauftragte ihn 1835 mit der Gestaltung eines Geländes, das sich am Westrand der ehemaligen Altstadt von Süden nach Norden erstreckt. Schon 1818 hatten die ersten Planierungsarbeiten für den Park begonnen: Teile des Stadtgrabens wurden zugeschüttet, Stadtmauern abgetragen und Brücken gebaut. Lenné nahm die Reste der ehemaligen Wallanlagen, der Stadtmauer und Gräben auf, um einen Park im Stil der englischen Gärten zu gestalten. Der Stadtgraben verwandelte sich in ein geschwungenes Gewässer,
welches sich in kleinen Seen verliert. Mit einer Kaskade am Beginn des Lennéfließes, mit Fontäne und Grotte, mit Schmeißerbrücke und Schwanenbrücke, mit anmutigen Hangkanten und Berghöhen entstand mitten in der Stadt auf dem langgezogenen Gelände eine kleine Gebirgslandschaft.
Das „Schöpferdenkmal“ am nördlichen Aussichtspunkt des Höhenweges erinnert an die Bürger, die sich in den zehn Jahren der Bauzeit um den Park verdient gemacht haben.
Der Lennépark geht an seinem nördlichen Ausläufer in den Topfmarkt über. Die Lebuser Mauerstraße führt auf dem Grundriss der Stadtmauer an einem ehemaligen Gaswerk und am Haupteingang der Konzerthalle vorbei zum nördlichen Ende der Oderpromenade,
 
die einen Blick in die nördliche Auenlandschaft der Oder ermöglicht. Die Oderpromenade beginnt im Norden mit dem musikalischen Zentrum der Stadt (Untermarkt mit Konzerthalle, Staatsorchester, Friedenskirche, Collegienhaus und Musikschule). Sie führt unter der Oderbrücke hindurch zum kulturellen Zentrum der Museen (Junge Kunst, Viadrina und Kleist Museum), das um den Holzmarkt herum angesiedelt ist. Sie gelangt schließlich im Süden zum neuen Hörsaalgebäude der Europa Universität Viadrina und auf die Insel Ziegenwerder. Das Ufer verbindet diese drei Zentren zu Frankfurts Kulturmeile am Wasser und erlaubt unterschiedliche Ansichten auf die Frankfurter Innenstadt mit historischem Rathaus und Marienkirche.Der Uferabschnitt war ursprünglich Gewerbezone und Umschlagplatz für Waren.
  Anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt 2003 entstand eine neu gestaltete und begrünte Flaniermeile.Von hier ist die Stadtansicht von Slubice zu sehen. Ein Abstecher über die Brücke ins Nachbarland lohnt sich. Zu Fuß und mit Personalausweis lässt sich die Grenze schnell passieren.
Auch das reizvolle Panorama des Oderstromes mit seinen weitläufigen Auen, die mal bunt blühen, mal wasserüberflutet oder mal eisbedeckt sind, ist eindrucksvoll. Über eine Holzbrücke gelangen wir auf die Insel Ziegenwerder. Der Name stammt aus einer Zeit, als die hier ansässigen Fischer sich Ziegen als Haustiere hielten. Die einst aus zwei Teilen bestehende Insel wuchs im Laufe der Jahrhunderte durch Aufschüttungen zusammen. Nach dem 2. Weltkrieg landeten die Trümmer der zerstörten Altstadt auf der Insel.
Zur 750-Jahr-Feier Frankfurts wurde sie behutsam als Europagarten inszeniert. Der westliche Teil ist hochwasserfrei, die Promenade dient als Deich und Rückgrat der Insel. Hier sind Installationen aus Naturmateralien mit den Bezeichnungen „Hanselinien“ und „Gärten im Fluss“ zu bestaunen. Die drei Hanselinien spielen mit den linearen Strukturen von Flüssen, den alten und neuen Handelswegen, und widmen sich den Themen Quelle, Lauf und Mündung. Sie durchbrechen als 60 Meter lange Bänder das Dickicht des Waldes und sind eingefasst von Wandscheiben und Säulen aus Gabionen, das sind mit Steinen gefüllte Drahtbehälter. Die Gärten im Fluss gestalten mit den klassischen Mitteln der Gartenarchitektur das Thema Flusslandschaft. Stege erschließen eine virtuelle, trocken bleibende Wasserwelt aus Pflanzen, Sträuchern, Bäumen, Terrassen, Steingärten und Sitzelementen. Die östliche, tiefer liegende Auenlandschaft bleibt ebenso wie die beiden
Spitzen der Insel weitgehend naturbelassen. Mit ihren frei geschwungenen, fließenden Formen unterscheidet sie sich deutlich von den klassisch gestalteten Bereichen. In den Sommermonaten ist hier mit Hochwasser zu rechnen.
Nach dem Verlassen der Insel Ziegenwerder über die südliche Brücke wenden wir uns dem Anger, einst eine vor den Toren der Stadt gelegene Wiese, zu. Wilhelm Hirsch, Gartenarchitekt aus Wiesbaden, gewann 1923 den Wettbewerb zur Umgestaltung des Platzes. Sein Entwurf orientierte sich an den strengen geometrischen Figuren französischer Gärten. Die heutige Gestalt des Parks richtet sich mit der Anordnung der Heckenelemente, dem kegelförmig geschnittenen Immergrün und den kastenförmig geschnittenen Linden nach diesem Entwurf. Schmuckstücke des Angers sind im Süden der Staudengarten mit Pavillon, in der Mitte der Springbrunnen und im Norden der Rosengarten.
 
Den nördlichen Abschluss bildet eine 1924 errichtete Wohnanlage für höhere Beamte. Der sich anschließende Park an der Kirche St. Gertraud war bis 1800 der Städtische Friedhof und befand sich vor den Mauern der Stadt. Sehenswert sind das Denkmal für Heinrich von Kleist (Skulptur von Prof. Elster, 1910), die Grabmäler für den Offizier und Dichter Ewald Christian von Kleist (Obelisk von Kambly, 1778) sowie für den Universitätsprofessor Daries (Grabmal mit Urne von Schadow, 1796). Über den Zehmeplatz, den Platz der Republik gelangen wir wieder zu unserem Ausgangspunkt Lennépark, an dem unser Spaziergang begann.
 
 


Lennépark

Topfmarkt

Oderpromenade

Holzmarkt

Insel Ziegenwerder

 


Anger

Park an der Kirche St.Gertraud

Zehmeplatz

Platz der Republik

             
Veranstaltungen 2004 in der Kleiststadt Frankfurt (Oder)
               
  – 30. 04.
"Aus Nachbarn werden Partner"
ein Fest der Regionen zur Erweiterung der Europäischen Union
u.a. Europameile musikalische Feuerwerksinszenierung

Frankfurt (Oder) und Slubice
Stadtbrücke
  – 01.05.
Willkommensparty

Markplatz / Holzmarkt
  – 12.05.
"mittenamrand" Kulturfestival,Theater und mehr an
ungewöhnlichen Spielorten Eröffnung und Verleihung
Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker 2004
Ehemaliges Kleist-Theater
  – 12.05.-14.05.
Maurer (Premiere) von Edoardo Erba

Ehemaliges Kleist-Theater
  – 13.05.-15.05.
Der letzte Henker (Premiere) Theaterprojekt
von Peter-Jacob Kelting / Elias Perring

Haus der Blasmusik
– 12.-16.05.
Die Mitte
Film von Stanislaw Mucha

UFA-Palast
– 14.05.
Checkpoint Europa: Frankfurter Tor
Konzert mit Gunter Gabriel & Klova

LKW-Stauhof
"Frankfurter Tor" an A 12
 
– 14.05.
Das andere Land (Premiere)
Theaterprojekt Theater im Schuppen

Friedenskirche
– 15.05.
"Zaryzykuj wszystko (Riskier alles)
von George F. Walker
Gastspiel Teatr Rozmaitosci, Warschau

Dom Kultury SMOK,
Slubice
  – 15.-16.05.
RAUSCHZEICHEN
Kultur-Event der Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, und des Kulturbüros Frankfurt (Oder) mit freundlicher Unterstützung des Kleist Forum
Zirkus, Poesie, Performance, Beach-Vollyball, Konzert mit Lex Barker Experience u. v. m.

Altes Straßenbahndepot
– 16.05.
"Grenzen im Fluss: Oder und Rhein 2004
Literarische Bootsfahrten

Kleist-Museum
– 05.06.-03.10.
Goetzen - Ich und die Anderen
Ein Internationales Kunstprojekt mit 20 teilnehmenden Künstlern aus 10 Ländern
Ausstellungen in der Friedenskirche und im Collegium Polonicum sowie 13 Goetzenhäuser in beiden Stadtzentren

Frankfurt (Oder)
Slubice
– 09.-11.07.
HanseStadtFest

Stadtzentrum

– 16.05.
Carmina Burana von Carl Orff
Singakademie Frankfurt (Oder)

Wildpark
– 10.09.
Kurze Nacht der Museen

Kleist Museum
Stadt- & Regionalbibliothek
Museum Viadrina
Museum Junge Kunst
Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicher-heitsdienstes der
ehem. DDR. Außenstelle Frankfurt (Oder)
– 16.-20.10.
Kleist-Festtage
Europäisches Kurzprosafestival

Kleist-Museum
Das ausführliche Veranstaltungsprogramm von der Kleiststadt Frankfurt (Oder)
finden Sie auf der Internetseite der Stadt.